Jeanne-Louise
Farrenc
Bohuslav Martinu
Witold
Lutoslavsky
Louis Spohr
Sinfonische
Kammermusik
Die Nonette, angelegt jeweils für ein Streichquartett
und ein Bläserensemble, erproben die reichhaltigen
Möglichkeiten einer so opulenten Besetzung. In vielfältiger
Weise kommunizieren die Instrumentengruppen und die einzelnen
Instrumente miteinander auf der Basis eines manchmal homophon-oberstimmenorientierten,
meist aber kontrapunktisch durchstrukturierten Stimmengeflechts.
Natürlich ist der Weg zu dieser schwierigsten, subtilsten
und geistvollsten Musikgattung lang und dornenvoll. Nicht
umsonst haben die größten Komponisten ihre intimsten
und persönlichsten Gedanken kammermusikalisch gefaßt;
nicht von ungefähr sind auch die Ansprüche an
den Hörer in dieser Spezies die denkbar höchsten.
Aber ein Ensemble dieser Form hat seinen Reiz: Der weiche
Streicherklang wird mit farbigen Bläserstimmen verschmolzen,
so dass sich das Ausdrucksspektrum und die Möglichkeit
der Erschließung komplexer Klangräume enorm weiten.
Louise
Farrenc
noch vor wenigen Jahren bestenfalls ein Geheimtipp
in musikwissenschaftlichen Kreisen, hat inzwischen auch
im Konzertbetrieb eine gewisse Anerkennung erfahren. Als
Zeitgenossin der Mendelssohns, von Schumann, Chopin und
Liszt vertritt Louise Farrenc innerhalb der französischen
Musikgeschichte - sozusagen als Kontrapunkt zu Hector Berlioz
- eine klassisch-romantische Kompositionstradition. Als
Kompositionsschülerin des aus Böhmen stammenden,
in Bonn und Wien geschulten Anton Reicha, als exzellente
Kennerin Beethovens, Mozarts und Haydns, später auch
als Spezialistin für Alte Musik, betrachtete sie es
als ihre Aufgabe, klassische Werke in Frankreich bekannt
zu machen und deren Stilmittel in eigenen Kompositionen
weiterzuentwickeln. Dies geschah etwa, indem sie klassische
Formen mit neuartigen Besetzungen verband, z. B. in ihrem
Nonett für Bläser.
Bohuslav
Martinu
Sohn eines Glöckners in Ostböhmen, eignete
sich seine Kompositorischen Fertigkeiten zunächst autodidaktisch
an. Als Geiger fand er eine Stellung imTschechischen Philharmonischen
Orchester in Prag. Nach erneuten Kompositionsstudien bei
Suk und schließlich bei Roussel in Paris fasste er
den Entschluss, als freischaffender Komponist zu leben.
Es folgen Aufträge, u.a. von Sacher in Basel. Nach
abenteuerlicher Flucht aus Paris im Jahre 1940 fand er in
den USA und schließlich am Prager National-Konservatorium
eine Anstellung als Professor für Komposition. Er lebte
seither abwechselnd in Prag, New York und Pratteln und starb
1959 in Liestal. Seine Musik ist das Zeugnis eines urwüchsigen
böhmischen Musikanten mit ungebrochener Schaffenskraft
und beinahe unerschöpflicher Fantasie.
Witold
Lutolsawski
Als er etwa 1961 damit begann, mit aleatorischen Techniken
zu arbeiten, die ihm mit seinem Streichquartett schließlich
zum internationalen Durchbruch verhalfen, war er schon beinahe
fünfzig Jahre alt und blickte bereits auf ein reiches
musikalisches Schaffen zurück, das etwa in der Nachfolge
Bartoks durchaus eigenständige Qualitäten aufweist.
In diese Zeit fällt die Komposition seiner Tanz-Präludien,
deren Kraft und Unmittelbarkeit nicht zuletzt das Resultat
einer mit kompositorischem Witz beschrittenen Nähe
zur Volksmusik ist.
Louis
Spohr
neben dem Italiener Niccolò Paganini der größte
Geiger seiner Zeit und zudem international bekannter Dirigent,
galt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als
einer der bedeutendsten Komponisten, dessen Schaffen sich
gleichermaßen auf Instrumentalmusik, Opern und Oratorien
erstreckte. Spohrs "Grand Nonetto", für Violine,
Viola, Violoncello, Kontrabass und Bläserquintett,
F-dur, op. 31, entstanden im Herbst 1813, ist wohl das erste
seiner Art, jenes Werk, mit dem diese Gattung populär
und verbreitet wurde. In seiner Autobiographie schreibt
Spohr über den Kompositionsauftrag des Wiener Tuchhändlers
und Kunstmäzens Tost: "Ich fühlte mich durch
die Schwierigkeit der Aufgabe angezogen, willigte mit Freuden
ein und machte mich sogleich an die Arbeit." Das Ergebnis
dieser Arbeit ist ein musikantisches Stück mit humorvollen
Passagen, häufigem Stimmungswechsel und eingängigen
Melodien. Im Eingangssatz des Nonetts demonstriert Spohr,
was man aus einem kurzen, simplen Motiv alles machen kann.
Das gespenstisch dahinhuschende Scherzo wird durch zwei
Trios, ein volkstümliches und ein humoristisches, aufgelockert.
Darauf folgt das aus zwei Gedanken entwickelte nocturnehafte
Adagio. Im Finale mit seinen Anspielungen auf Kopfsatz und
Adagio dominiert divertimentohafte Heiterkeit.
Konzerte
1. Januar 2004, 17 Uhr in der Kirche Nidau
3. Januar 2004, 17 Uhr in der Kirche Weil am Rhein