Short cuts
 
   

 

 

 

 

 

 

 

shot cuts

Short cuts
Andreas Wäldele – violine, Hansjürgen Wäldele – oboe, Nicolas Rihs – fagott

 

 

by Lucian Hunziker

 

Alt-Weiler Kirche, Weil am Rhein bei Basel
Sonntag, 3. Januar 2010, 17 Uhr

Short cuts
Tradition bedeutet nicht das Anbeten der Asche, sondern das Weitertragen des Feuers.
(Gustav Mahler)

Ein äußerst nahrhafter musikalischer "Vitaminmix" mit Werken von Bartok, Mozart, Telemann, Torelli, Wäldele und anonymen Komponisten.

 

Andreas Wäldele – Violine, Hansjürgen Wäldele – Oboe, Nicolas Rihs – Fagott

 

 

 

 

 

by Lucian Hunziker

 

 

 

Pressespiegel:

 

Ein Trio wandelt zwischen zwölf Notenständern
"Short Cuts" hieß ein berühmter Film von Robert Altman, in dem sich Episoden aus dem Leben verschiedener Menschen lose verknüpfen. Dieses filmische Mittel von miteinander verwobenen Momentaufnahmen und Handlungssträngen griffen nun Andreas Wäldele (Violine), Hansjürgen Wäldele (Oboe) und Nicolas Rihs (Fagott) in ihrem Konzert "Short Cuts" in der voll besetzten Altweiler Kirche in Weil am Rhein auf.

Dieses unkonventionelle Konzert zum Neuen Jahr brach das starre Korsett des üblichen Programmablaufs auf. Es war wirklich, wie es Kulturamtsleiter Tonio Paßlick nannte, eine Stunde der Überraschungen, der spannenden neuen Wahrnehmung von klassischer, barocker und zeitgenössischer Musik. So wie es in Altmans Film keine durchgängige Handlung gibt, sondern ineinander verflochtene Augenblicke, so bestand dieses Konzert aus lauter schnellen Schnitten, Facetten, Ausschnitten und Splittern ganz verschiedener Stücke – von Mozart bis zu Neutönerischem, von Blues bis zu Improvisationen.
Die drei Musiker sitzen auch nicht die ganze Zeit streng an ihren Plätzen. Nein, sie bewegen sich ständig im Kirchenraum, in einer Art Wandelkonzert, einer Choreografie, die sie an immer neue Klanginseln führt, beziehen den Raum mit ein in die Klangwirkungen. Zwölf Notenständer sind verteilt im Raum platziert. So ist das Trio fast permanent in Bewegung, wechselt oft blitzschnell den Spielort. Dabei ist auch immer eine gute Portion Humor, Spielwitz und Ironie im Spiel, wenn sich die Sequenzen überschneiden oder überblenden – auch wieder ein Stilmittel wie im Film.
Ein wahres Kaleidoskop an kurzen musikalischen Szenen rauscht da am Zuhörer und Zuschauer vorbei – hier Auszüge aus einem Concerto von Giuseppe Torelli, dort eine Serenade von Mozart, hier Sätze eines anonymen Komponisten aus dem 14. Jahrhundert, dort Alte Musik von Guillaume de Machaut, ein Allegro von Alessandro Besozzi, eine Allemande von Joseph de Boismortier, Spots des zeitgenössischen Komponisten Frederik Rzewski, freie Improvisationen über "O Sole Mio" oder das schmachtende "Ach, ich hab in meinem Herzen" - alles im schnellen und kontrastreichen Wechsel. Das machte gerade den Reiz dieser Short Cuts aus, dass sich da Musik aus ganz unterschiedlichen Epochen und Stilen locker miteinander verband – ohne Berührungsängste.
Mit dem Oboisten und Komponisten Hansjürgen Wäldele, dem "Geigen-Wizzard" Andreas Wäldele und dem Fagottisten Nicolas Rihs waren die idealen Musiker in Aktion, die klassische Kammermusik gleichermaßen aufregend spielen können wie einen mit rhythmischem Drive und rasantem Tempo aufgeladenen Blues oder ein traditionelles irisches Stück. In einem Moment genießt man die heiteren Serenadenklänge, die mit aller bläserischen Nuanciertheit und Differenziertheit und geigerischem Wohlklang gespielten Motive, um im nächsten Moment gleich wieder herausgerissen und in eine komplett andere Klangwelt katapultiert zu werden. Im Sandfloh-Blues von Andreas Wäldele legen die Drei eine fulminante Performance von enormer Verve hin. Der Geiger konnte nicht nur sein in Jazz, Zigeunerswing und Csardas erprobtes Virtuosentemperament und manchmal richtig schönen "Geigenschmelz" einbringen, sondern griff auch mal zur klassischen Mandola oder zur besonders voll und dunkel klingenden amerikanischen Mandoline.
Auch Neue Musik und Improvisationen hatten die Musiker in ihre Short Cuts eingebaut. Da waren Hansjürgen Wäldele und Nicolas Rihs, die ja die Reihe "Aspekte der freien Improvisation" zusammen machen, in ihrem Element, wenn sie pointiert die Klangmöglichkeiten ihrer Instrumente ausloten oder mit Geräuscheffekten arbeiten. Zum Schluss spielte das Trio als Pointe Hansjürgen Wäldeles Vertonung "Die Gedanken sind frei". Und wie im Film gab es sogar einen Abspann.

Roswitha Frey, Badische Zeitung vom 5.01.2010

 

 

 

Drei Musiker an zwölf Notenpulten: Heiteres Neujahrskonzert in der Altweiler Kirche

Wenn die beiden Wäldeles, also der Oboist und Komponist Hansjürgen und sein Bruder, der Geiger und Gitarrist Andreas Wäldele, zum Konzert bitten, gerät dies immer zum Hörerlebnis mit Spaßfaktor. So auch wieder am Sonntag beim Neujahrskonzert in der Altweiler Kirche, das sich mittlerweile zum inoffiziellen Traditionsanlass gemausert hat und zu dem sich das Brüderpaar wie schon öfters noch den famosen Fagottisten Nicolas Rihs ins Boot holte. Zu dritt wurde also wechselweise an zwölf im Altarraum aufgereihten Notenpulten oder ohne dieselben an der Seitenwand und im hinteren Kirchenraum musiziert.
Selbstverständlich hatte das Publikum vorweg keine Ahnung, was gespielt wurde. Erst allmählich dämmerte einem, dass da eine komplette sechsteilige Mozart-Serenade zuvor und danach sowie zwischen den einzelnen Sätzen mit einigen kurzen Stücken anderer Tonschöpfer sowie eigenen Klang- und Geräuschexperimenten der Konzertgeber aufgemischt wurde. Während bei Mozart süßes Melodienzauber und tänzerische Beschwingtheit vorherrschten, zielten der Sandfloh-Blues (Komponist: Andreas Wäldele), eine knappes Stück von Béla Bartók sowie die Eigenschöpfungen des Trios mit unter anderem aus Klopf-, Pfeif-, Kratz- und Grunzlauten kombinierten Short-Cuts auf entsprechende Kontrastwirkung ab. Dazu gesellten sich noch etliche Aha-Erlebnisse, wenn solche selbst produzierten Werke ins Schmachtfetzen-Melos von O sole mio und Ach ich hab in meinem Herzen ausuferten oder deutliche Anklänge an Django Reinhard, Ennio Morricone und Nino Rota erblühen ließen.
Zu Ehren kamen außerdem noch Telemann und Torelli sowie zwei oder drei mittelalterliche Anonymi, von denen zumindest einer aber stark nach original Wäldele klang.
Wie auch immer: Das Vergnügen der Zuhörer war bis zur abschließenden Gagvariante zu Die Gedanken sind frei wieder einmal ungetrübt.

 

05.01.2010 Walter Bronner, Weiler Zeitung

 

 

Barocke und andere "Perlen"

Aus der barocken Dutzendware ragt er wie ein Solitär heraus: Der böhmische Bach-Zeitgenosse Jan Dismas Zelenka hat verblüffend originelle Musik geschrieben, die zum Besten zählt, was es an barocker Kammermusik gibt. Seine Triosonaten sind von einem Einfallsreichtum und dabei von einer so kunstfertig gearbeiteten polyphonen Satzstruktur, dass es nur so Staunen macht. So war es ein Kammermusik-Erlebnis der Sonderklasse, wie das Ensemble Capricorn bei seinem Neujahrskonzert in der Altweiler Kirche drei dieser Triosonaten des Böhmen spielte.

Zelenkas komplizierte Triosonaten stellen derart hohe Ansprüche an spieltechnische Virtuosität und Gestaltungsvermögen, dass es dazu schon so inspiriert spielende und instrumental fabelhaft bewanderte Solisten braucht wie die von Capricorn. Die Besetzung mit dem Oboisten Hans-Jürgen Wäldele, dem Fagottisten Nicolas Rihs, dem Geiger Andreas Wäldele, dem Kontrabassisten Bernd Schöpflin und der Cembalistin Francoise Matile ist ein wahrer Glücksfall. Sie haben den nötigen Esprit und Schwung für Zelenkas kühne Würfe und kosten genussvoll die Klangschönheiten und Affekte aus, spielen mit klarer Durchzeichnung, so dass die kontrapunktische Feinarbeit transparent wird. Dank ihrer ebenso differenzierten wie spielfreudig-vitalen Darstellung machen diese vortrefflichen Interpreten die Zuhörer hellhörig für Zelenkas außergewöhnliches Sonatenschaffen.

Auffallend bei Zelenka, wie man in der zweiten, fünften und sechsten Sonate für Oboe, Violine, Fagott und Basso continuo hören konnte, sind die virtuos behandelten Soli. Hier stachen besonders die Bläser mit prägnanter, lebhafter Artikulation hervor. Wie der Fagottist mit großem Atem für Melodiebögen und unglaublich wendigem Klang solistisch hervortritt und mal feine Fagott-Tupfer setzt, ist ein wirklicher Hörgenuss. Und wie tonlich ausgefeilt Wäldele die Oboenstimme einsetzt, sie ebenso beredt, rhetorisch akzentuiert wie sanglich führt, das ist kaum zu übertreffendes geistreich-animiertes Bläserspiel. Auch in den heikelsten Stellen von höchstem Schwierigkeitsgrad herrscht in diesem Ensemble ein genaues kammermusikalisches Aufeinanderhören, ein vorwärts treibender Spielfluss und tänzerischer Impuls, der fast etwas Spontanes hat.

Doch ein ganzes Konzert nur Zelenka, das wäre wohl ein bisschen zu schwere Kost geworden. Also haben sich die Musiker etwas Besonderes einfallen lassen, wobei der Name Wäldele ja gern für Unkonventionelles steht. So wurden die Barocksonaten aufgelockert, eingerahmt und auch kontrastiert durch "Perlen" der einzelnen Musiker. Den Anfang machte Bernd Schöpflin am Kontrabass, der zusammen mit Andreas Wäldele in herrlich entspannter Jazzlaune Herbie Hancocks "Chamäleon" spielte. Die Perle von Francoise Matile war eine Klavierfantasie des Bach-Sohnes Wilhelm Friedemann, die sie "perlend", empfindsam und fingerfertig-geläufig auf dem Cembalo darbot. Nicolas Rihs hatte sich ein Duett von Boccherini ausgesucht, eine Fuga für zwei Bassinstrumente, die er im angeregten Dialog mit dem Kontrabassisten aufführte - wie ein Gespräch unter guten Freunden. Hans-Jürgen Wäldele ließ sich für seine eigene Komposition ein bisschen von der Musik aus "Orfeo Negro" inspirieren. Und Andreas Wäldele, der Grenzgänger zwischen Jazz, Zigeunerswing und Klassik, packte in seine Bearbeitung eines Csardas alles hinein: Geigenschluchzer, schmelzendes Melos, schneller, rasanter Rhythmus, zündendes Feuer – und Humor. Einfach fulminant! Das Publikum in der voll besetzten Kirche war restlos begeistert. Auf die Frage "Wollen Sie noch einen Zelenka oder eine Perle?" kam sofort die Antwort: "Beides!".

ros, Badische Zeitung vom 7.01.2009

 

Zelenka-Kleinode in köstliche Perlen gefasst
Ensemble Capricorn huldigt dem böhmischen Barockmeister mit Bravour

Für die himmlischen Längen, die seiner Musik nachgerühmt werden, hatte Franz Schubert womöglich ein Vorbild: Jan Dismas Zelenka. Solche Annahme ist freilich reine Spekulation, denn es ist nicht bekannt, ob Schubert überhaupt Kenntnis hatte von der Existenz des böhmischen Bach-Zeitgenossen, um den es zu Lebzeiten schon still geworden war und der 1745 verarmt, verbittert und vereinsamt in Dresden starb. Erst im vorigen Jahrhundert wurde Zelenka wieder der Vergessenheit entrissen, unter anderem durch den Schweizer Komponisten und Oboisten Heinz Holliger, der in der Kammermusik des verschrobenen böhmischen Einzelgängers höchst dankbare aber ebenso schwierige Aufgaben für sein Instrument entdeckte: sechs himmlisch lange Triosonaten, deren zweite, fünfte und sechste am Sonntag beim Neujahrskonzert in der Altweiler Kirche durch das Ensemble Capricorn eine exemplarische Wiedergabe erfuhren. Andreas Wäldele (Violine), Hans-Jürgen Wäldele (Oboe), Nicolas Rihs (Fagott), Bernd Schöpflin (Kontrabass) und Françoise Matile (Cembalo) zeigten sich wieder einmal in echter Geberlaune und vermittelten diese originäre und hochvirtuose Kammermusik mit erfrischendem Impuls und berückender Klangsinnlichkeit.

Dabei stellten sie deutlich heraus, dass Zelenka ein Tonschöpfer war, der in seinem Schaffen alle Möglichkeiten barocker Kompositionstechnik ausschöpfte und dabei eine Musik kreierte, die so gar nicht ins herkömmliche Komponistenbild seiner Zeit passt. Denn sie hebt sich deutlich ab von den formalen und harmonischen Strukturen anderer zeitgenössischer Werke und überrascht ein ums andere Mal durch unerwartete melodische Wendungen, unregelmäßige periodische Gliederungen und genüssliche Endlos-Varianten der verarbeiteten Themen nebst einem Anhauch von jener Klangeleganz, wie sie die seinerzeitigen italienischen Großmeister kultivierten. Diese musikalischen Eigenheiten wurden beim Weiler Konzert ebenso klar wie virtuose herausgestellt und bewirkten ein ungemein spannendes und fesselndes Hörerlebnis.

Dass bei Konzerten mit den Wäldele-Brüdern auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt, erwartet das Stammpublikum nachgerade. Diesmal kam er zum Vorschein in den Perlen, mit denen das Quintett die Zelenka-Kleinode garnierte. So eingangs mit einem auf Kontrabass (Bernd Schöpflin) und Western-Mandoline (Andreas Wäldele) fulminant gezupften Herbie-Hancock-Hit, einer anmutigen Cembalofantasie von Friedemann Bach, einer von Nicolas Rihs erwählten Rossini-Hommage, einer zwischen tiefster Melancholie und überschäumender Lebensfreude changierenden Zigeunermusik, dem Spezialgebiet von Andreas Wäldele, und einer originellen Eigenkomposition von Hans-Jürgen Wäldele, deren Melodik sich seltsam vertraut anhörte.

Klar doch, es war die Schattenvariante zur Filmmusik von Orfeo Negro, die das Capricorn-Ensemble dann noch als Zugabe mit allem Schmelz zelebrierte.

07.01.2009 Walter Bronner, Weiler Zeitung

 

 

 

«Phantastische» Barockmusik in Nidau
In der Nidauer Kirche wurde am Sonntag dem Phantastischen Stil gehuldigt. Die Musik des Norddeutschen Dietrich Buxtehude ist ein charakteristisches Beispiel dafür.

«Denn dieser Stil ist die allerfreieste und ungebundenste Setz-Sing- und Spiel-Art, die man nur erdencken kan, da man bald auf diese bald auf jene Einfälle geräth, da allerhand sonst ungewöhnliche Gänge, versteckte Zierrathen, sinnreiche Drehungen und Verbrämungen hervorgebracht werden, ohne eigentliche Beobachtung des Tacts und Tons... » - diesen Text von Johann Matheson aus «Der vollkommene Kapellmeister» (1739) zitierte Nicolas Rihs am Anfang des Konzerts vom Sonntagnachmittag in der Nidauer Kirche.
Trotz bezauberndem Spätsommerwetter fanden etliche Zuhörer in die Kirche, um den fünf Instrumentalisten Katharina Bereuter (Blockflöte), Nicolas Rihs (Fagott), Armin Bereuter (Gambe), Jonas Tauber (Kontrabass) und Françoise Matile (Cembalo und Orgel) zuzuhören.
Romantik vorweggenommen
Der bedeutendste Vertreter dieses Stils ist Dietrich Buxtehude, dessen Todestag sich heuer im Mai zum 300. Mal jährte. Er war nebenbei eines der wichtigsten Vorbilder des jungen Bach, der nach einem Besuch bei Buxtehude in Lübeck auch gleich einige wilde, phantastische Orgelwerke schuf und damit sogar die Predigtgänger in seinem damaligen Wirkungsort Arnstadt verwirrte. Am bekanntesten ist dieser Stil, der bis auf den Italiener Girolamo Frescobaldi (1583 - 1643) zurückgeht, in der Musik für Tasteninstrumente, insbesondere der Orgel, und dort auf die freie Improvisation zurückzuführen. Man hat dem Stil der Jahrhundertwende vom 17. zum 18. Jahrhundert auch schon - ähnlich wie später der «Sturm und Drang»-Epoche um 1770 bis 1780 eine Vorwegnahme der Romantik zugesprochen.
In Nidau erklang jedoch vor allem die weniger bekannte Kammermusik des Lübecker Meisters, kontrapunktiert durch Sätze aus einer Suite des Schweizers Rudolf Moser (1892-1960). Triosonaten von Buxtehude, wobei Blockflöte, Gambe und Fagott die Melodiestimmen übernehmen, das Fagott aber auch mit dem Kontrabass und dem Tasteninstrument zusammen den Basso continuo ausführen kann.
In den raschen Sätzen recht virtuose, kurzweilig unterhaltende Musik, die mehr der französischen Suite nahesteht, denn der viersätzigen italienischen Triosonate vom Typus wie sie etwa Arcangelo Corelli schuf.
Harmonische Wendungen
Die Suitensätze von Rudolf Moser sind immer Duette in wechselnden Besetzungen, dem Neobarock der Mitte des 20. Jahrhunderts nahestehend, mit einer freien Tonalität, die auch altertümliche harmonische Wendungen einbezieht, aber in der Melodiebildung wiederum sich durchaus vom «phantastischen Stil» des späten 17. Jahrhunderts inspirieren lässt.
Die Instrumentalisten waren den virtuosen Anforderungen wie selbstverständlich gewachsen und, obwohl Blockflöte, Gambe und Cembalo / Truhen-orgel dem historischen Instrumentarium zuzurechnen sind, Fagott und Kontrabass jedoch auf modernen Instrumenten gespielt wurden, in der Aufführungspraxis stark von den Erkenntnissen historischer Spielweise geprägt.
Auch die vier Triosonaten von Buxtehude waren nicht immer gleich besetzt, so dass sich sowohl klanglich wie aber auch in den Charakteren der von Tanzrhythmen geprägten Sätze dank einer fantasievollen Wiedergabe keine Langeweile einstellte. Im Gegenteil, es herrschte viel Abwechslung, so dass das gut einstündige Konzert im Nu verflog und bei den Zuhörern viel Zustimmung fand.

Daniel Andres, Bieler Tagblatt vom 18.9.07

 

Die Freiheit des Spielenden
Ensemble Capricorn geht in Alt-Weiler Kirche mit barocken Meisterwerken sehr kreativ um

Mit den gewöhnlichen Barockkonzerten hatte der Auftritt des Ensembles „Capricorn“ in der Alt-Weiler Kirche nicht viel zu tun. Andreas Wäldele (Violine), Bernd Schöpflin (Kontrabass), Françoise Matile (Cembalo), Armin Bereuter (Gambe), Nicolas Rihs (Fagott) und Hansjürgen Wäldele (Oboe) folgten nämlich dem Ideal des „homo ludens“ – des „spielenden Menschen“ -, und nahmen sie sich die Freiheit,mit demNotenmaterial der „größeren und kleineren Meisterwerke des Barock“ äußerst kreativ umzugehen.
Nicht die Rekonstruktion eines „authentisch barocken“ Klangbildes war ihr Anliegen, wohl aber eine Einfühlung in den Esprit barocker Aufführungspraxis, schließlich war es zur damaligen Zeit üblich, vorbildhafte Werke in den jeweiligen Zeit- und Personalstil einzuschmelzen und der solistischen Zierfreude – man denke an den oft improvisierten Koloraturprunk barocker Opern – freien Lauf zu lassen. Eine technische Perfektion um ihrer selbst willen lehnen die modernen Spielleute von Capricorn ab: „Wir distanzieren uns von der Zweckhaftigkeit der Mechanik, wir beanspruchen Spiel“, heißt es im Programm. Freilich ist hinzuzufügen, dass eine so fantasievolle, spontane und lebendige Interpretation nur auf der Basis einer selbstverständlichen Beherrschung des technischen Rüstzeuges und eines gewachsenen Ensemblegeistes möglich ist, der es jedem Spieler erlaubt, die Einfälle seiner Kollegen sofort zu verstehen und aufzugreifen.
Als Grundlage ihres Konzerts hatten sich die Musiker ein Thema mit dem bezeichnenden Titel „La Folia“ (Wahnsinn) ausgesucht, das bereits Meister wie Michel Farinel, Arcangelo Corelli und Marin Marais inspiriert hatte. Eigentlich ist es nur ein Minimotiv aus einer aufwärts gerichteten Sekunde und einer fallenden Terz. Es ließ also genügend Raum, umeine unerschöpfliche Fülle an Klangfarben, Affekten, Rhythmen und Dynamik zu entfalten: Federleicht hingetupfte Dialoge zwischen Oboe und Fagott, Streicherpassagen, die von filigranem Schöngesang bis zu dickem, expressiv aufgeladenem Ton changierten, delikate Pianissimopassagen und machtvolle Forte- Eruptionen. Bisweilen verfiel das Sextett in Jazz-Rhythmen und kam auf die gewagte Idee, das Thema aus alten Miss-Marple-Filmen einzublenden.
Auch in Georg Philipp Telemanns e-moll-Suite verband Capricorn eine präzise, leichtfüßige und transparente Interpretation mit originellen Einfällen. So vertauschte Andreas Wäldele seine Violine mit Zupfinstrumenten, und einmal legten die Musiker ihre Instrumente beiseite, um die Themen zu pfeifen.
Aus dem Einstimmen der Instrumente entwickelte sich ein kurzer Improvisationsteil, der anschließend bruchlos in die C-Dur-Sonata Dietrich Buxtehudes überfloss. Vivaldis Concerto in g-moll spielte Capricorn mit rüstigem Tempo, wobei es den expressiven, farbenreichen Charakter weit eher hervorkehrte als schiere Klangschönheit. So wagte sich der Kontrabass im Largo-Satz in unbequeme Höhenlagen, und im Schlusssatz lieferten sich Gambe und Kontrabass eine fulminante Kadenz. Die Schlusstakte wurden so oft wiederholt, dass erst der aufbrandende Applaus des zu Recht begeisterten Publikums die Endlosschleife beendete und die Musiker in die Tonika zurückkehren ließ.

Michael Gottstein, Badische Zeitung vom 10.01.2006

 

 

Intelligentes, lebendiges Spiel
Ensemble Capricorn in der Altweiler Kirche

Weil am Rhein. La Folia heist der portugiesisch-spanische Tanz aus dem Mittelalter, den man - so oft man will - mit melodischen Änderungen wiederholt. Kleine Narrheiten (span. folia) erlaubten sich die Musiker des Ensembles Capricorn, und die vielen Zuhörer in der sehr gut besetzten Altweiler Kirche waren begeistert von den kleinen munteren Stückchen barocker Meister in dieser Interpretation.
Profession, Lebendigkeit und Vielfalt, gepaart mit Pfiff sind Markenzeichen des Ensembles um die Weiler Musiker Andreas und Hansjürgen Wäldele. Vor allem die unzähligen Variationen zu "La Folia" der Komponisten Farinel, Corelli und Marais boten unendlich viele Eindrücke zwischen dem fein gehauchten Ende einer Achttaktigen Variante und seinem virtuos rasenden Nachfolger. Mit unzähligen Nuancen von Emotion, von Spielarten und Verzierungen erzählte das Ensemble seine eigene Story vom Entstehen dieser Musik in ihren Händen.
Was die Künstler im Vorwort ihres Programmheftes andenken, wurde auf sehr sympathische Weise musikalisch erläutert: "Wir beanspruchen Spiel" - will heissen: Das Ensemble wiederholt nicht nur, spielt nicht nach, rekonstruiert nicht. Es gibt Freiraum - "ein Spiel mit Tönen, Klängen und Formen". Wo beginnt das Stück, wo endet es? Dies liegt schon mal im Verständnis des Hörenden . Werden die Instrumente noch gestimmt? Haben die Streicher einen Vorsprung? Springen die Bläser auf den fahrenden Zug auf? Einmal bestimmten gar die Zuhörer den Schluss des Stückes, als sie in dei Wiederholungen des Schlussmotivs hineinapplaudierten.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: das Publikum hörte barocke Musik - lebendiges Menuett und tänzerische Gigue (Telemanns Suite e-moll), leidenschaftliches Largo, feuriges Allegro (in Vivaldis Concerto g-moll) - und liess sich bezaubern von Leichtigkeit und impulsivem Tanz der "Folies d'Espagne". Doch es hatte Anteil an einem höchst lebendigen Umgang mit alter Musik.
Françoise Matile (Cembalo), Armin Bereuter (Gambe), Nicolas Rihs (Fagott), Bernd Schöpflin (Kontrabass),
Andreas Wäldele (Violine und Mandoline), Hansjürgen Wäldele (Oboe) erlaubten sich schon mal einen sehr aktuellen Ausflug mit Anklängen an Funk, Blues oder Rock'n'Roll. Die Spielarten der Instrumentenbesetzung wurden variiert. So übernimmt der Kontrabassist mal den Violinenpart, das Fagott bewegt sich in den Höhen der Oboe, das Spektrum der Klangnuancen wird um die Mandoline ergänzt. Ein hoch intelligentes Spiel mit vielen besonderen Möglichkeiten der Interpreten und ihren Instrumenten. Absolut erfrischend.

Marcel Wehrle, Weiler Zeitung am 11.01.2006

 

Klangzauber und witzige Gewandtheit mit Bach
seoner solistenabend: Das Ensemble Capricorn präsentierte «J. S. Bach und seine Zeitgenossen».

(hmr) Das auf Barock und Klassik spezialisierte Schweizer Ensemble Capricorn war erstmals in Seon zu hören und wartete mit einem sehr originellen Konzert auf: «J. S. Bach und seine Zeitgenossen», witzig und virtuos, in kühner Harmonik und voller Überraschungen dargeboten von Andreas Wäldele (Violine, Mandola und Mandoline), Hansjürgen Wäldele (Oboe), Nicolas Rihs (Fagott, Englischhorn), Armin Bereuter (Kontrabass) und Françoise Matile (Cembalo). Ihr Programm mit barocker Musik bot ungewohnte Klänge, zumal vier Stücke «Goldberg-Variationen» (BWV 988) von Bach (in ihrer originalen Fassung 1742 für zweimanualiges Cembalo komponiert) in der Instrumentierung von N. Rihs mit Oboe, Violine, Fagott und Basso continuo, eine Variation mit Violine, Englischhorn und Cembalo und eine mit Oboe, Violine, Fagott und Kontrabass erklangen; im Gesamten also vier Variationen von Bach, welche Werke von Telemann, Buxtehude und Zelenka einrahmten. Ouverture, chromatische Variation, Fughetta und Arla (Thema) entführten das Cembalo-Werk in komplizierte und komplexe Blasmusikklänge, nur gerade in der Aria durfte F. Matile ihr wunderbar seraphisch klingendes Cembalo solistisch zur Geltung bringen: die echten «Goldberg-Variationen».
Die vier Bach-Kompositionen, in ihrer Originalfassung ein einsamer Höhepunkt in der Welt der Variationen, bildeten in der Instrumentierung von N. Rihs keinen effizienten Gegensatz zu den Werken der «Zeitgenossen», zumal auch sie von Blasinstrumenten geprägt sind. Auffallend allerdings die original für Oboe, Violine, Fagott und Basso continuo komponierte Triosonate c-moll des tschechischen Meisters Jan Dismas Zelenka (1679-1745): Sie beglückte durch Fülle und tänzerische Beschwingtheit und begeisterte in dynamischer Präzision und Geschlossenheit das Auditorium am offenkundigsten. Georg Philipp Telemann (1681-1767) wurde mit den sechs Sätzen der Suite e-moll (5. Pariser Quartett) für Oboe, Violine, Mandoline und Basso continuo phantasievoll und leidenschaftlich (auch witzig) gefeiert, die Triosonate G-Dur für Oboe, Mandola, Fagott, Cembalo und Kontrabass von Dietrich Buxtehude (1637-1707) - Bach lernte vieles von dessen phantasiereicher und harmonisch-kühner Musik - inspirierte die Musiker zu einer virtuosen und klangsatten Darstellung. Bachs Zeitgenossen erweiterten mit ihren dichten und beschwingten Werken den Begriff der Klangwelt des Barocks eindringlich und wussten dank makelloser Interpretation voll zu überzeugen. Die Zugabe setzte einen köstlichen, witzigen Akzent, der spontanes Lachen auslöste.

Mittelland Zeitung; 04.11.2004

 

Ein musikalisches Erlebnis mit viel Tiefgang
Brugg - Die Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten am Samstag eine Abendmusik der besonderen Art

Wer gewohnheitsmässig die samstägliche Abendmusik in der Brugger Stadtkirche besucht, macht dies im Wissen um eine musikalische Bereicherung und eine sinnvolle Einstimmung auf den Sonntag. "Predigten" mit Musik ist man oft geneigt zu sagen, denn die musikalische Ausdruckskraft entspricht der Vielseitigkeit des gepredigten Wortes. Dies war auch am vergangenen Samstagabend nicht anders, und dennoch erlebten die zahlreich erschienenen Besucher eine besonders eindrückliche Feierstunde.
Die Überschrift "Aus der Tiefe" bezog sich auf die tiefe Stimmung der Hauptinstrumente, Cembalo, Orgel und Kontrabass. Sie spielen in der Barockmusik, vor allem in den Werken Johann Sebastian Bachs eine Hauptrolle und sie waren in jedem Stück präsent. Dass sich dazu Fagott, Blockflöte und, Gambe gesellten, war schon eine eher ungewöhnliche Zusammensetzung, und wie sich Organist Gaudenz Tscharner zu Beginn ausdrückte, "ein Experiment". Letzteres bezog sich auch auf die Tatsache, dass alle Werke als Bearbeitungen für die erwähnten Instrumente zu hören waren. So etwas ist meist gewöhnungsbedürftig, und so harrte man gespannt der Töne und Klänge des musizierenden Ensembles. Zu ihm gehörten Gaudenz Tscharner am Cembalo und am Orgelpositiv, Ivo Schmid, Kontrabass, Nicolas Rihs, Fagott, Armin Bereuter, Gambe, und Katharina Bereuter, Blockflöte.
Akustisch aparter Tiefgang
Johann Sebastian Bachs Kantate "Aus der Tiefe ruf ich, Herr, zu dir" bildete nicht nur den programmatischen Leitfaden, sondern auch den musikalischen Rahmen, in welchen die weiteren Werke eingebunden waren. An die Ungewöhnlichkeit des instrumentalen Arrangements musste man sich kaum gewöhnen - so wohlklingend und die Ohren umschmeichelnd kamen die einzelnen Werke daher. Doch nicht nur das Ohr, auch das Auge wurde mit Ungewöhnlichem verwöhnt: Dem Musizieren von Armin Bereuter auf der Gambe, der so genannten Kniegeige, zuzusehen, war ein Erlebnis. Das äusserlich schöne Instrument "bearbeitete" er mit eleganter Phrasierung und äusserst musikantischem Schwung. Das Fagott als leichtfüssiges und vornehm zurückhaltendes Instrument zu behandeln, ist eine Kunst welche Nicolas Rihs vollendet beherrscht. Da war nichts zu hören von holpriger Komik, mit welcher dieses Instrument oft gleichgestellt wird. In allen aufgeführten Werken bestach das Fagott durch sein geschmeidiges und federleichtes Spiel und durch die Rolle als wichtiges aber nie dominantes Instrument.
Ergriffene Stille zum Schluss
Vertrauter ist uns der Klang der Blockflöte, welche von Katharina Bereuter virtuos gespielt wurde und sich ausgezeichnet in den ungewöhnlichen Instrumentenmix einfügte. Jedes gut gelungene Konzert ist immer ein Verdienst des ganzen Ensembles, und so stand die Freude über das gelungene Experiment in den Gesichtern aller Mitwirkenden. Dennoch wurde der Bitte um Stille entsprochen und anstelle von Applaus machte sich ein Gefühl von dankbarer Ergriffenheit im Kirchenraum breit.
(ms)

Aargauer Zeitung 16.02.04

 

Fröhliches Frühlingskonzert
In der evangelischen Kirche Rebstein musizierte am frühen Sonntagabend ein virtuoses Ad-hoc-Orchester

Rebstein. Neben der bekannten «Missa solemnis» von Mozart begeisterten die sieben Meistermusiker des Ad-hoc-Orchesters vor allem mit witzigen Soloimprovisationen in Haydns «Sinfonia concertante in B-Dur».

Organisiert wurde das Rebsteiner Frühlingskonzert vom einheimischen Organisten David Schenk, der im Konzert ebenfalls mitspielte. Die übrigen Musiker - Andreas Wäldele, Violine und Blue Grass-Mandoline, Hansjürgen Wäldele, Oboe, Martin Truninger, Klarinette, Nicolas Rihs, Fagott, Bernd Schöpflin Kontrabass und Françoise Matile, Cembalo und Orgel - stammen aus den Regionen Basel, Biel und Zürich. In der gleichen Besetzung spielte dieses meisterliche Ad-hoc-Ensemble bereits vor drei Jahren einmal in Rebstein.
Hervorragend umgesetzt
Die Werke, eigentlich für grosse Orchester komponiert, wurden vom Fagottisten Nicolas Rihs für die kleine Besetzung umgeschrieben. Dank der grossen Virtuosität aller Mitwirkenden, dank hoher Präzision und grosser Musikalität in der Interpretation wirkten die Meisterwerke durch diese Umsetzung jedoch nicht geschmälert. Im Gegenteil. Die kleinere Zahl der Instrumente gab den Werken eine grössere Transparenz. Strukturen wurden klar erkennbar. Interessant war immer wieder, wie Melodien und Themen von einem Instrument aufgeworfen und von den anderen übernommen und schliesslich zu vollen Klanggebäuden verdichtet wurden. Mozarts Missa solemnis in G-Dur KV 337 erstrahlte so in einem ganz neuen Glanz. Das Orchesterwerk war hervorragend umgesetzt und wirkte als «Kammermusik» ebenso kräftig und vital wie in der Originalfassung.
Virtuose Musikalität
Mit lautmalerischer Bildhaftigkeit interpretierten Françoise Matile und David Schenk Mozarts Andante in G-Dur KV 501. Sie leiteten mit diesem frühlingshaft fröhlichen Werk über zum eigentlichen Höhepunkt des Konzertes, zur «Sinfonia Concertante in B-Dur, op. 84». In diesem Werk brillierten die sieben Musiker, indem sie virtuose Musikalität mit Witz und Schalk würzten.
Mit Witz und Humor
Andreas und Hansjürgen Wäldele gaben in grossartigen Solopartien humorvolle Improvisationen zum Besten. Insbesondere der Violonist zauberte aus seinem Instrument Vogelgezwitscher, das Brummen und Summen von Bienen oder gar das unangenehme Sssssss eines Mückenschwarmes. Er holte so den lauen Frühlingsabend mit seiner Kunst von draussen in das Rebsteiner Kirchenschiff hinein, rollte dazu mit seinen grossen Augen und suchte während des Spiels mit seinem Blick die Kirchendecke nach Vögeln und Insekten ab. Sein Cousin Hansjürgen tat es ihm auf der Oboe gleich. Nachdem auch das Fagott und die Klarinette ihren Improvisationspart hatten, konnte David Schenk in der Zugabe, einer Kirchensonate von Mozart, KV 336, seinerseits seine Fähigkeiten als Improvisateur unter Beweis stellen. Damit fand ein herrliches Frühlingskonzert unter kräftigem Applaus des Publikums seinen Schluss.

Max Pflüger, St Galler Tagblatt, Mittwoch, 5. Mai 2004

 

Sinfonische Kammermusik
Kirchgemeinde und Gemeinde Nidau luden zum Konzert zum neuen Jahr in der Kirche Nidau ein.

Hfb. Für Musikliebhaber sind klassische Konzerte in der Kirche Nidau ein Geheimtipp. So war die Kirche fast vollständig besetzt, als die Musiker aus der Region eine sinfonische Kammermusik präsentierten, die nicht oft zu hören ist. Das Ensemble bestand aus: Suzanne Vischer, Violine; Michael Rath, Viola; Brigitte Fatton, Violoncello; Ivo Schmid, Kontrabass; Marianne Hübscher, Querflöte; Hansjürgen Wäldele, Oboe; Markus Niederhauser, Klarinette; Lars Magnus, Horn, und Nicolas Rihs, Fagott. Gespielt wurden Nonette, angelegt jeweils für ein Streichquartett und ein Bläserensemble.
Im ersten Werk von Jeanne-Louise Farrenc (1804-1875) wurden nur die ersten zwei Sätze der Nonette Es-Dur op. 38 gespielt. Louise Farrenc galt noch vor wenigen Jahren als Geheimtipp in musikwissenschaftlichen Kreisen. Als Zeitgenossin Mendelssohns, Schuberts, Chopins vertritt sie eine klassisch-romantische Kompositionstradition. Sie verband klassische Formen mit neuartigen Besetzungen, etwa in ihrem Nonett für Bläser. Bohuslav Martinu (1890-1959), Nonett für Bläser und Streicher HV 374, war Sohn eines Glöckners in Ostböhmen. Er lebte abwechselnd als freischaffender Komponist in Prag, New York, Pratteln und starb 1959 in Liestal. Seine Musik ist das Zeugnis von urwüchsigen böhmischen Musikanten mit beinahe unerschöpflicher Fantasie. Das dritte Werk, das das Ensemble mit beeindruckender Feinfühligkeit und Harmonie wiedergab, war von Witold Lutoslavsky (1913-1994) und nannte sich Dances Préludes. Er arbeitete mit aleatorischen Themen, die ihm, fast fünfzigjährig, zum internationalen Durchbruch verhalfen. Seine Komposition, ein Tanz-Präludium, drückte Kraft und Unmittelbarkeit sowie kompositorischen Witz mit Annäherung an Volksmusik aus.
Louis Spohr (1784-1859) war neben dem Italiener Paganini der grösste Geiger seiner Zeit, zudem internationaler Dirigent und bedeutender Komponist. In seinem Werk Grand Nonetto F-dur op. 31 wechselten humorvolle Passagen, verschiedene Stimmungen und eingängige Melodien. Er demonstriert im Eingangssatz des Nonetts, was man aus einem kurzen, simplen Motiv alles machen kann. Das gespenstisch dahinhuschende Scherzo wird durch zwei Trios, ein volkstümliches und ein humoristisches, aufgelockert. Darauf folgt das aus zwei Gedanken entwickelte nocturnehafte Adagio, gefolgt von einem Finale, das mit divertimentohafter Heiterkeit schliesst.

Bieler Tagblatt vom 03.01.2004

 

Musikgenuss in der reformierten Kirche Lengnau
«Zum Vergnügen und zur Zeitkürzung» - gemäss dem Originalzitat von Mozart - liess sich das Publikum den Bettag mit einem Mozart-Konzert versüssen.

srl. Eine gelungene Mischung aus weltlicher und geistlicher Musik war es, die der Zuhörerschaft in Lengnau geboten wurde. Durchwegs vergnügliche und einprägsame Melodien, die das Gemüt erfreuten. Mit einem «Orchestre», das nach Programmblatt und auch durch eigene Beurteilung «sehr gut und stark» war, wurden verschiedene Duette, Kirchensonaten oder Arien aus dem Figaro vorgetragen. Mit Andreas Wäldele an der Violine, Hansjürgen Wäldele an der Oboe, Jochen Seggelke an der Klarinette, Nicolas Rihs am Fagott, Alexandru Cebanica am Kontrabass und nicht zu vergessen Françoise Matile an der Orgel, war wirklich ein durch und durch motiviertes Orchester im Einsatz.
Leichtfüssige Partien
Die Emotionen der Spieler übertrugen sich aufs Publikum. Dabei vermochten vor allem leichtfüssige Partien des Gesamtorchesters den Funken springen zu lassen, oder aber diejenigen Mozart-Stücke, die leicht verändert zum Auftritt gelangten. So war schon einmal der Ausspruch: «Das tönt aber nicht nach Mozart!», zu hören.
Die leicht jazzig geprägten Klänge des Kontrabasses von Alexandru Cebanica kamen beim Publikum gut an. War er doch nicht der einzige, dem die Spielfreude eindeutig anzumerken war.
Auch Hansjürgen Wäldele liess zeitweise flinke Finger über die Klappen seiner Oboe «tanzen», ja in beinahe rasendem Tempo, dass man mit hören kaum nachkam. Durch das spielerische Flair des Orchesters liessen sich die Zuhörer mitreissen.
Auf den Applaus folgte noch als kleine Zugabe der Kanon mit dem bezeichnenden Titel «Lasst uns ziehn».

Bieler Tagblatt vom 20.09.2001

 

Reizvolle Gegenüberstellung
Johann Sebastian Bach: seine Musik, seine Bearbeitungen von Kompositionen anderer Meister und deren eigene Werke. Ein Konzert in der Nidauer Kirche.

mt. Johann Sebastian Bach schrieb in seinen Lehrjahren zahlreiche Werke anderer Komponisten für die jeweilig gewünschte Besetzung um. Die reizvolle Gegenüberstellung dieser Transkriptionen mit den Originalwerken derselben Komponisten einerseits und mit Bachs eigenen Werken, die sich an den Stilen dieser Komponisten orientieren andererseits, ist die Idee des Konzertes vom nächsten Sonntag in der Kirche, Nidau.
Zum Beispiel François Couperin. Sein Leben weist viele Parallelen zu Bach. Als schönste Blüte einer Musikerfamilie stand er zeitlebens im Dienste des Königs (Ludwig XIV). Auch Johann Friedrich Fasch wurde von Bach hochgeschätzt. Er war 1721 (vor Joseph Haydn) Hofkomponist beim Grafen Morizin in Böhmen und schrieb zwölf Opern, bedeutende Kantaten, Ouvertüren, Orchestersuiten und Kammermusik. Igor Strawinsky meinte, dass Vivaldi im Grunde stets das gleiche Werk in verschiedenen Varianten komponierte. Trotzdem erschienen Bach einige vivaldische Kompositionen derart wertvoll, dass er sechs Instrumentalwerke für Klavier, drei für Orgel und eines für vier Cembali und Orcheser transkribierte.
Einer inhaltlichen Drammaturgie folgend interpretieren die Barockgeigerin Dorina Mangra, der virtuose Oboist Hansjürgen Waeldele, der Fagottist Nicolas Rihs, der rumänische Kontrabassist Alexandru Cebanica und die Organistin der Kirchgemeinde Nidau - Françoise Matile - das Musikprogramm vom nächsten Sonntag, 19. November, um 17 Uhr in der Kirche, Nidau.

Bieler Tagblatt vom 14.11.2000

 

Play Bach - Bach einmal spielerisch
In die oft starre «werkgetreue» Bach-Aufführungspraxis brachten einige Musiker anlässlich des Bach-Zyklus in der Kirche Nidau ein spielerisches, erfrischendes, zum Teil auch provokatives Element.

ww. Bachs Genius besteht auch darin, dass viele seiner Werke mit ganz unterschiedlichen Musikinstrumenten interpretiert werden können - beispielsweise mit Synthesizer, E-Bass und Schlagzeug. Diese Erkenntnis haben einige Musiker genutzt und in der Kirche Nidau einem grossen Publikum mit viel «Spiel-Raum» ihr Bach-Verständnis dargelegt. Ein Höhepunkt war die Interpretation «Erbarm Dich mein, o Herre Gott», wo Synthesizer, E-Bass, Schlagzeug und Englischhorn ein faszinierendes Hör-Erlebnis schufen. Ein harmonisches Zusammenspiel von elektronischen Instrumenten mit Orgel, Fagott und Oboe war auch in «Ambiente und Fuge» festzustellen.
Einige elektronisch «produzierte» Darbietungen - sie liessen eher an Jean-Michel Jarre oder Frank Duval denn an Bach denken - haben zu Zuhörerreaktionen wie «ich habe es unterschiedlich empfunden» geführt. Für diese Zuhörer bot der Konzertabend mit dem einfühlsamen Spiel von Hansjürgen Waeldele, Oboe und Englischhorn, und Nicolas Rihs, Fagott, reichliche Entschädigung für ihr Kommen: in «Fantasia in d-moll» oder in «Invention in B-Dur» für Oboe und Fagott brillierten die Bläser neben ihrer reifen Technik und Tonschönheit durch spontane Virtuosität. Françoise Matile bewies in «Fantasia in g-moll» auf der Orgel mit ihren oft improvisatorisch anmutenden Passagen ihr Können.
Die übrigen Interpreten: Diego Rocca, Synthesizer, Markus Gfeller, E-Bass und Martin Ries, Schlagzeug.

Bieler Tagblatt vom 09.06.2000

 

 

 
 
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Stand: 16.02.2011